PRESSE – MITTEILUNG
der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG)
Gelnhausen, 28. November 2023
Steuer-Gewerkschaft kritisiert „Kopfgeld-Programm“ des Hessischen Finanzministeriums:
„Nebelkerze, die kein Problem löst, aber viel Geld kostet“
Am Montag, 27.11.2023 erhielten die Beschäftigten des Finanzressorts morgens eine E-Mail des zuständigen Abteilungsleiters des Finanzministeriums. Durchaus freundlich formuliert, aber der Inhalt hat es in sich. So sollen die Beschäftigten im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis für eine Ausbildung im Finanz- und Steuerbereich werben. Im Erfolgsfalle winkt eine Prämie von 800 Euro (abzüglich Lohnsteuer und Sozialversicherungsabgaben verbleiben ca. 450- 500 Euro), zahlbar in zwei Raten. Ziel der Fangprämien-Aktion mit dem unverständlichen Titel „BoostYourTeam“: mehr Auszubildende für die an Personalnot leidende Finanzverwaltung. So sollen für 600 freie Azubi-Stellen im gehobenen Steuerdienst bislang nur 300 Bewerbungen eingegangen sein. Und auch im mittleren Dienst gibt es deutliche Nachwuchsprobleme.
Seither geht laufend Kritik von Beschäftigten an der Aktion bei der DSTG ein. Einheitlicher Tenor: „Bezahlt die Leute anständig, gewährt uns endlich eine verfassungskonforme Bezahlung der Beamtenschaft und reduziert die Wochenarbeitszeit auf ein vernünftiges Maß.“ Und weiter: „Für einen Arbeitgeber, der bei der Bezahlung Rechtsbruch begeht, können wir keinesfalls die Werbetrommel rühren“, so die harte Kernbotschaft derZuschriften.
Als DSTG Hessen teilen wir die Kritik aus der Kollegen- und Mitgliedschaft, die sich prompt und mutig äußerten, uneingeschränkt. Anscheinend war die ministerielle E-Mail bei vielen das berühmte Tröpfchen, das das Fass des Unmuts zum Überlaufen brachte.
Als DSTG sagen wir dazu klar: Es gilt die Ursachen anzugehen, statt mit teuren Kopfgeld- Methoden nur notdürftig zu operieren. Die DSTG Hessen hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass nur die Arbeitgeber den geeigneten Nachwuchs gewinnen und binden werden, die die besten Arbeitsbedingungen anbieten. Und da hat die Hessische Steuer- und Finanzverwaltung in den letzten Jahren angesichts eines erheblichen Besoldungsrückstands und eines Abdriftens der Wertekultur an Attraktivität deutlich eingebüßt.
Folgendes ist aus Sicht der DSTG dringend erforderlich:
eine verfassungskonforme Besoldung und Versorgung ist unverzüglich herzustellen
die Arbeits- und Rahmenbedingungen sind rasch zu verbessern; dazu gehört u.a., die Wochenarbeitszeit (41 Stunden im Beamtenbereich) zu verringern. Ziel: die Einführung der 35 Stunden-Woche mit 4 Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich, um konkurrenz- und wettbewerbsfähig zu werden
die Rückkehr zu einer Vertrauenskultur zwischen Finanzministerium und nachgeordneten Behörden und deren Bediensteten. Den nachgeordneten Behörden ist ein eigener Verantwortungsbereich zu belassen
die steuerliche IT ist rasch so zu verbessern, dass sie unterstützt und das Arbeiten nicht unnötig behindert
Der vor kurzem erarbeitete „Aktionsplan – Zukunft“ der Steuer-Gewerkschaft mit seinen sieben Handlungsfeldern zeigt dem HMdF die Erforderlichkeiten sowie die Ursachen auf, die es anzupacken gilt.
Nur ein attraktiver Arbeitgeber ist ein guter und moderner Arbeitgeber. Nur ein attraktiver Arbeitgeber gewinnt den Kampf um die besten Köpfe. Nur ein attraktiver Arbeitgeber verliert den Nachwuchs nicht an die Steuerberaterschaft!
Pressekontakt: Detlef Hans Franke, 0171 / 41 42 811, detlef.franke@fup-kommunikation.de